«Ich will nun endlich dieses Regenbogen-Trikot»
Im Sportmagazin FIT for LIFE lasse ich in diesem Jahr in meiner eigenen Kolumne «Trail Talk» hinter die Kulissen blicken. Ich werde verschiedenste Bereiche des Mountainbikens thematisieren und dabei gewisse Themen aus einem ganz anderen Blickwinkel beleuchten. Im ersten Teil, welcher vor knapp zwei Woche in der Printversion des Fit for Life erschienen ist, berichte ich über die anstrengenden Folgen des Erfolgs, die Gründe, warum ich meinem Team «Thömus maxon» treu geblieben bin – und meine neuen Ziele.
«Gewiss, die letzte Saison war die erfolgreichste in meiner Karriere, aber auch die intensivste und anstrengendste. Ich hatte nach den letzten Rennen noch immer einen proppenvollen Kalender – mit Sponsoren- und Medienterminen, aber auch mit vielen Ehrungen. Besonders gefreut hat mich die Auszeichnung von Swiss Cycling zum «Radsportler des Jahres», weil da ja auch alle erfolgreichen Strassenfahrer berücksichtigt werden. Und schön war natürlich die Nomination für die «Sports Awards». Als einer der sechs erfolgreichsten Schweizer Athleten auf der Bühne zu stehen, noch dazu in einem für den Schweizer Sport ausserordentlich erfolgreichen Jahr, hat mich mit Stolz erfüllt.
Vertrag bis Olympia 2024
So richtig durchatmen konnte ich aber lange nicht. Mein Energiespeicher war Ende Jahr ziemlich leer. Es lief immer etwas. Zudem standen noch Vertragsverhandlungen an. Obwohl ich interessante Angebote von anderen Teams hatte, entschied ich mich, bei «Thömus» zu bleiben und den Vertrag bis nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris zu verlängern.
Dafür gab es mehrere Gründe: Bei «Thömus» fühle ich mich wohl. Da ist viel Vertrauen, ein stabiles Umfeld. Und wir haben ein starkes Team, wo ich mich einbringen kann. Mit Ralph Näf, dem Teamchef, der ja ebenfalls ein erfolgreicher Mountainbiker war, verstehe ich mich bestens. Wir arbeiten nun schon seit sechs Jahren zusammen und sind gute Freunde geworden.
Mehr Antrieb mit Maxon
Ralph versucht immer, noch bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um noch erfolgreicher zu sein. So haben wir jetzt wieder neue Bikes zur Verfügung – und sogar einen zusätzlichen Schweizer Sponsor: Maxon, den Spezialisten für Antriebstechnik aus Sachseln am Sarnersee, ein Unternehmen, das auch für die Luft- und Raumfahrt tätig ist und beispielsweise den Mars-Helikopter der NASA mitentwickelt hat.
Als gelernter Baumaschinen-Mechaniker finde ich solche Projekte mega spannend. Technologie fasziniert mich seit jeher. Und ich muss immer wieder aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr mit materialtechnischen Dingen auseinandersetze, sondern mich aufs Wesentliche konzentriere, nämlich schnell zu sein auf dem Bike.
Im letzten halben Jahr ist der Sport zwischenzeitlich vielleicht etwas zu kurz gekommen. Ich war in diesem Winter beispielsweise weniger auf Skitouren als auch schon. Bewusst bin ich später als die Konkurrenz in die Saison gestartet. Und das Gefühl hat nicht getäuscht. Ich bin noch nicht da, wo ich sein möchte. Zwar erreichte ich bei der ÖKK Bike Revolution in Rivera den 3. Platz und beim ersten Shorttrack-Weltcup in Brasilien konnte ich einen zufriedenstellenden 6. Rang herausfahren. Doch der Cross-Country-Auftakt missglückte dann: nur Vierzehnter war ich in Petropolis letzten Sonntag. Nun heisst es also: arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten.
Genug der 2. Plätze
Denn auch ohne Olympia wird es dieses Jahr wieder eine intensive Saison. Es stehen so viele Weltcuprennen wie schon lange nicht mehr im Kalender. Mein Ziel ist dabei nicht primär die Verteidigung des Gesamtweltcups, sondern vielmehr die WM Ende August im französischen Les Gets. Bei Weltmeisterschaften bin ich in den letzten drei Jahren immer Zweiter geworden, einmal hinter dem Franzosen Jordan Sarrou, zweimal hinter Nino Schurter. Das reicht. Jetzt will ich endlich dieses Regenbogen-Trikot. Das ist mein klares Ziel. Und darauf richte ich auch diese Saison aus.»
Der nächste Trail Talk erscheint am 5. Mai im Fit for Life!